Iso 1250 | 600mm | f/6,3 | 1/1000 Sek.
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Ein Grund warum ich die Hobby-Ornithologie als so eine bereichernde Freizeitbeschäftigung empfinde, ist die Tatsache, dass jeder Spaziergang im Grünen, sei es nun im Stadtpark oder in der wilden Natur, immer etwas Freude bereithält. Denn egal wo man ist, man kann immer Vögel sehen, sie in ihrem Verhalten beobachten und sich daran erfreuen. Und so entzückend die Blaumeisen im Garten meiner Eltern oder die Dohlen auf dem Dach des Nachbarhauses sind, freut man sich doch immer besonders, wenn man wieder mal eine etwas scheuere und seltenere Art zu Gesicht bekommt. Während eines Kurzurlaubes mit ein paar Freunden Ende Juli inmitten der mecklenburgischen Natur war dies der Fall. Ich wachte in dem kleinen Wohnwagen, den wir für die Nacht gemietet hatten, auf und schaute aus dem Fenster: Die Sonne war schon aufgegangen und da ich als erster wach war, schnappte ich mir kurzerhand meine Kamera und machte mich auf in die umliegende Feldlandschaft. In sanften Hügeln erstreckten sich Felder, Brachlandschaften und Baumgruppen um mich herum. Rauchschwalben flitzten wie gewohnt über die Felder um nach Insekten zu jagen. Ich lief einen alten Feldweg entlang und gelangte immer weiter in verwilderteres Gebiet. Ich machte kurz Rast um mich auf meinem Handy zu orientieren, als ich vor mir auf einem Wegweiser eine neugieriges Neuntöter-Männchen entdeckte. Was für eine Überraschung! Im Münsterland ist der Neuntöter doch recht selten, so dass es mein erstes Mal war, dass ich diese Art aus so naher Distanz beobachten konnte.
Neuntöter Männchen mit dem auffälligen "Banditen"-Augenstreifen
Schnell schoss ich ein paar Fotos und schon war dieser hochinteressante Vogel wieder in einem Baum verschwunden. Ein paar hundert Meter weiter hockte ich mich auf einen alten Traktorreifen inmitten einer Wildwiese und wartete. Als sich nach 10 Minuten nichts tat, stand ich auf um mich auf den Rückweg zu machen, als vor mir 3 Vögel aus den Sträuchern aufstoben und in den Bäumen und Wildhecken etwas weiter entfernt wieder landeten. Durch den Kamerasucher stellte ich zu meiner Freude fest, dass es sich wieder um Neuntöter handelte. Diesmal waren neben einem Männchen auch 2 Weibchen zu sehen. Neuntöter zeigen nämlich einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus: Männchen und Weibchen unterscheiden sich in der Färbung ihres Gefieders und sind so gut voneinander zu unterscheiden. Also blieb ich noch eine Weile beobachtend und fotografierend auf der Wiese, bevor ich mich glücklich auf den Weg zurück zum Wohnwagen und zum Frühstück machte.
Der Neuntöter - Masken, Dornen und aufgespießte Insekten
Grafikquelle: NABU Deutschland
Wer auf einem Spaziergang schonmal an Dornen aufgespießte Insekten gefunden hat, der dürfte sich im Territorium eines Neuntöters aufgehalten haben. Dieser legt nämlich auf diese besondere Art und Weise seine eigenen Nahrungsvorräte an, um sie später zu fressen. Neun Tiere muss dieser ca. 17cm große Vogel aufspießen, bevor er selbst zu essen anfangen darf. So hieß es zumindest früher im Volksmund, woher auch der Name des Neuntöters herrührt. Auch sein lateinischer Name Lanius collurio (mit "lanius" für "Schlächter") beschreibt dieses Verhalten. Als Teil der Familie der Würger ist der Neuntöter ein aggressiver und territorialer Singvogel der neben Insekten auch kleine Schlangen oder Amphibien frisst. Er ist ein Zugvogel, der im tropischen Afrika überwintert und bei uns von Mai bis September zu beobachten. Während der Brutzeit leben Neuntöter häufig auch in Rudeln, welches aus mehreren Paaren besteht, die sich teilweise sogar gegenseitig bei der Aufzucht des Nachwuchses unterstützen. Während der Paarungs- und Brutzeit bauen Männchen und Weibchen eine enge Verbindung zueinander auf und kümmern sich gemeinsam um Nestbau und Aufzucht der Jungen.
Wie bereits erwähnt zeigt der Neuntöter einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus: Das Männchen hat einen grauen Kopf mit schwarzem Augenstreif. Die Kehle ist weiß, Brust und Bauch sind hellrosa. Der Rücken strahlt in einem tollen rostbraun. Das Weibchen ist unauffälliger gefärbt und etwas größer als das Männchen. Insgesamt ist es rotbraun gefärbt, im Nacken gräulich. Die Augenmaske ist dunkelbraun und die Unterseite cremeweiß. Er bevorzugt offene Strukturlandschaften mit reichlich wilden Hecken sowie sonnigen Sitzwarten und gilt in Deutschland als nicht gefährdet.
Auch der Fischadler fühlte sich in der Gegend wohl :)
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