Iso 2500 | 600mm | f6,3 | 1/1600 Sek.
(Hinweis: Bilder können angeklickt werden, um sie in voller Auflösung anzuzeigen)
Im Mai ist der Frühling endgültig bei uns eingekehrt. Die Blumen blühen, die Laubbäume wechseln von braun zu grün und in der Vogelwelt herrscht eine Vielfältigkeit an Arten und Gesängen, wie sie so zahlreich nur zu dieser Jahreszeit vorzufinden ist. Denn die verschiedensten Vogelarten befinden sich gerade in der Balz, sind dabei, ihren Nachwuchs auszubrüten oder ziehen diesen bereits schon groß. Das alles beansprucht eine Menge Energie und so sind die Tiere so aktiv wie sonst nie und deshalb momentan auch am besten zu beobachten. Eine gute Chance also für Natur- und Vogelbeobachter*innen auch nach Arten Ausschau zu halten, die man noch nicht davor gesehen hat. So stand auch das Braunkehlchen letztes Jahr auf meiner Liste von Vögeln, die ich endlich selbst einmal finden und fotografieren wollte. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn das Braunkehlchen gilt in Deutschland als stark gefährdet und ist leider sehr selten geworden. Trotzdem wollte ich mein Glück versuchen und unternahm viele Fahrradtouren durch die Agrarlandschaft des Münsterlandes und suchte dabei insbesondere nach fast erntereifen Rapsfeldern. Ein paar Monate zuvor hatte ich nämlich ein Video von einem meiner Lieblingsfotografen im deutschsprachigen Raum geschaut, in dem dieser auf der Suche nach Schafstelzen im Rapsfeld war (also ein gelber Vogel im Raps). Da das Braunkehlchen als Bodenbrüter gelegentlich auch im Raps nistet und dort theoretisch anzutreffen ist, stand der Wunsch, es genau in dieser Kulisse zu fotografieren, also fest und ich machte mich ab Mitte April auf die Suche.
Eine Rohrweihe und natürlicher Fressfeind des Braunkehlchens überfliegt ein kleines Rapsfeld im Wald
So verbrachte ich die anschließenden Wochen viele Stunden am Rande verschiedenster Rapsfelder, konnte darin Fasane, Rehe oder Feldhasen entdecken, aber keine Singvögel. Doch ich gab die Hoffnung nicht auf schließlich war es dann soweit: An einem Samstag Abend lief ich ein Rapsfeld, an dem ich am vorherigen Morgen schon gesucht hatte, entlang und plötzlich hörte ich Vogelstimmen, die ich nicht direkt zuordnen konnte- was für mich immer ein gutes Zeichen ist. Also holte ich mein Fernglas und suchte das gelbfarbene Meer ab, als sich ein kleiner brauner Punkt tief im Rapsfeld hin und herbewegte. Aufgeregt holte ich Kamera und Objektiv aus dem Rucksack und schaute durch den Sucher und tatsächlich, es waren drei Braunkehlchen (2 Weibchen und ein Männchen) im Raps etwa 30-50 Meter von mir entfernt. Ich weiß noch genau wie sehr ich mich gefreut habe und aus dem Lächeln gar nicht mehr herauskam. Jetzt war es Zeit für das Foto. Doch die kleinen Vögel waren ziemlich weit weg, selbst für das Supertele, und da ich nicht ins Feld laufen wollte, was die Vögel eventuell gestresst und vertrieben hätte, musste ich wieder einmal aus der Hand manuell Fokussieren. Das gelang mir auch ganz gut, trotzdem waren die Braunkehlchen immer noch nur sehr klein auf dem Bild zu sehen. Das Bild auf dem Kalender ist also nur ein relativ kleiner Ausschnitt (ca. 1/2) und deswegen nicht das Allerschärfste. Trotzdem mag ich dieses Foto, zum einen, weil es ein Wunschmotiv von mir war, welches ich durch viel Zeit und Arbeit verwirklichen konnte, andererseits, weil das Männchen super mitspielte und das pralle Gelb der Rapsblüten toll mit den warmen Brauntönen des Braunkehlchens harmoniert. Ich hoffe euch gefällt es auch! :)
Das Braunkehlchen - Lebensraum gesucht!
Grafikquelle: NABU Deutschland
Eine Begegnung mit dem Braunkehlchen ist für viele etwas besonderes- zumindest wenn man aus eher städtischeren Gebieten kommt. Denn dieser eher unscheinbare Singvogel benötigt naturnahe, weite Wiesenlandschaften mit einem ausreichenden Anteil an Brachflächen, wo er im Mai sein Nest gut versteckt zwischen Sträuchern am Boden baut. Durch intensive Landwirtschaft fehlen diese Brachflächen allerdings häufig, die Nester der meisten Bodenbrüter werden durch Landwirtschaftsmaschinen zerstört und das Braunkehlchen muss auf weniger geeignete Lebensräume ausweichen, was dazu geführt hat, das das Braunkehlchen in fast allen mitteleuropäischen Ländern auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten steht. So wurde es zuletzt 2023 zum Vogel des Jahres gewählt, um auf den Lebensraumverlust vieler Tierarten durch die intensive Landwirtschaft aufmerksam zu machen und für Schutzmaßnahmen (wie zum Beispiel ein späterer Mahdzyklus) in dieser Richtung zu werben.
Der etwa 13cm große Singvogel ist ein Zugvogel, das heißt er überwintert in südlicheren Gebieten, genauer im subtropischen Afrika. Fast 5000km legt dieser kleine Vogel also jedes Jahr im Frühling auf seinem Weg zurück nach Deutschland zurück. Sowohl Männchen als auch Weibchen haben zu jeder Zeit einen hellen Streifen über dem Auge und die namensgebende orangebraune Brust, wobei die Farben beim Männchen etwas intensiver sind. Durch die verschiedenen Farbtöne zwischen Orangebraun, Dunkelbraun, Weiß und Hellbraun entsteht ein kontrastreiches Erscheinungsbild, das trotzdem eine gute Tarnung im natürlichem Lebensraum des Braunkehlchens bildet.
Hier ist nochmal schön die typische, namensgebende Brustfärbung des Braunkehlchens zu sehen
Kommentar hinzufügen
Kommentare