Februar 2025 - Der Steinkauz

Iso 2500 | 600mm | f/6,3 | 1/800 Sek.


(Hinweis: Bilder können angeklickt werden, um sie in voller Auflösung anzuzeigen)
Eulen üben auf viele Menschen und besonders auf Nicht-Ornithologen oder Ornithologinnen eine gewisse Faszination aus. Ob aufgrund ihrer besonderen, geheimnisvollen Lebensweise als lautlose nachtaktive Jäger oder wegen ihres Aussehens und den fast magisch wirkenden Augen- auch ich finde sie besonders spannend. Umso glücklicher bin ich jedes Mal, wenn ich den kleinen Steinkauz auf seinem Hügel aus altem Totholz mitten auf einer Rinderweide entdecken kann. Diese Weide, auf der ganzjährig eine Herde von Heckrindern grast und lebt, grenzt direkt an das Naturschutzgebiet "Rieselfelder" an und bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Vögeln, Insekten und kleinen Säugetieren. Denn durch die ganzjährige Naturbelassenheit der Weide entsteht ein Mosaik aus kurzen und hohen Grasflächen, offenen und feuchten Bodenstellen sowie einer Vielzahl an unterschiedlichen Gräser- Sträucher- und Wildblumenarten, was eine vielfältige und strukturreiche Umgebung ergibt, die für viele Tiere ideale Lebensbedingungen schafft. So auch für das dort lebende Steinkauzpärchen, das jeden Tag am späten Nachmittag aktiv wird und sich auf die nächtliche Jagd nach allerlei Insekten, Würmern, Echsen oder Mäusen vorzubereiten. Auf intensiv bewirtschafteten Monokultur-Grasflächen oder industriell genutzten Weiden könnte der Steinkauz aufgrund fehlender Artenvielfalt und Anzahl nicht überleben. Deswegen war er auch in diesem Jahr (2024) bei der Wahl zum Vogel des Jahres aufgestellt, um auf den Verlust artenreicher, strukturreicher Grünflächen hinzuweisen und auf deren Schutz vor noch mehr intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.

Steinkauz beim abendlichen Sonnenbad


Der alte Totholzhaufen, auf dem der Steinkauz sitzt, liegt etwa 80 Meter von einem Weidegatter entfernt. Diese große Distanz macht es schwierig, den Vogel formatfüllend zu fotografieren. Natürlich ist das für einen Fotografen schade, denn ein scharfes Nahaufnahmebild bleibt mir so verwehrt. Aus Sicht des Naturschützers freut mich jedoch genau dieser Abstand, da der Kauz so auf natürliche Weise geschützt bleibt und nicht durch rücksichtslosere Fotograf*innen gestört wird. So war es auch im Juni, als ein Freund und ich bei einem Spaziergang durch die Rieselfelder den Steinkauz entdeckten. Zwar gelang mir aufgrund der Entfernung und des Gewichts meiner Kamera-Ausrüstung (fast 3 kg!) kein perfekt scharfes Bild – ich musste manuell fokussieren, was aus der freien Hand gar nicht so einfach ist –, doch dafür habe ich eine Aufnahme, die den Steinkauz in seinem natürlichen Habitat zeigt, ohne dass sein Verhalten durch unsere Anwesenheit beeinflusst wurde. Ein paar Monate später konnte ich dann schließlich auch einen Steinkauz aus der Nähe beobachten, wie er auf dem Dach einer alten Scheune ein Sonnenbad nahm (siehe weiter unten).


Der Steinkauz - Symbol der Weisheit

Grafikquelle: NABU Deutschland


Schon seit tausenden von Jahren ist der Steinkauz Element vieler menschlicher Kulturen. Wurde der Steinkauz wie viele andere Eulenarten im Mittelalter als schlechtes Ohmen angesehen und an Wände genagelt, galt er hingegen im antiken Griechenland als eng verbunden mit der Göttin Athene und als Symbol für Weisheit und Wissen. Das mag vielleicht an dem Aussehen der kleinen Eulenart liegen: Neben seinem braun-weißem Gefieder und den gelben Augen stechen besonders die weißen Augenbrauen hervor, die ihr einen strengen Blick verleihen. Mit einer Größe von gerade einmal 21-23cm und einem Gewicht von etwa 200 Gramm ist die kleine Eule nur etwa so groß wie ein Buntspecht oder Eichelhäher. Seine Beute fängt der Steinkauz gerne auch zu Fuß indem er hüpfend und sprintend kleine Insekten oder Amphibien jagt. Sein Jagdrevier ist dabei seiner geringen Größe entsprechend sogar recht klein.

Der monogam lebende Kauz braucht also nicht viel, trotzdem ist er in Deutschland selten geworden, steht in vielen Bundesländern auf der Roten Liste und ist in weiten Teilen Ost- und Süddeutschlands sogar ausgestorben. Am häufigsten ist er noch in Westdeutschland anzutreffen, wo er gerne in alten Streuobstwiesen oder naturbelassenen Weiden brütet und dabei sehr standorttreu ist. Auch alte Schuppen oder Scheunen nimmt er gerne als Brut- und Standorte an und durch Schutzmaßnahmen konnte er inzwischen deutschlandweit zumindest von der Roten auf die Vorwarnliste gesetzt werden.

Steinkauz auf dem Dach einer alten Scheune

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Kommentare

Jonas Thöne
Vor einem Jahr

Wow wow 🤩 herrlich!

Jasper "Ornithoprofi" Dierkes
Vor 10 Monate

wirklich knuffig. tolle Fotos!

Clemens „Hobbyorni“ Dierkes
Vor 10 Monate

Wow, über Lob von einem wahren Profi freue ich mich natürlich besonders! 🤠

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