Januar 2025 - Der Zaunkönig

Schön dass ihr es bis hierhin geschafft habt :) Hier versuche ich die kleine Geschichte hinter dem Bild zu erzählen und euch zudem noch ein paar Infos über die Vogelart auf dem Bild mitzugeben.

Iso 1600 | 600mm | f/6.3 | 1/1250 Sek.


(Hinweis: Bilder können angeklickt werden, um sie in voller Auflösung anzuzeigen)
An einem Spätnachmittag im noch jungen April lief ich mit meiner Kamera in der Hand und das Rennrad neben mir herschiebend durch die Rieselfelder - einem weitläufigen Vogelschutzgebiet etwas außerhalb von Münster. Die Sonne, die noch ein paar Tage zuvor mit ihren wärmenden Strahlen den Frühling eingeleitet hatte, wurde nun von dichten Schleierwolken bedeckt und es sah nicht danach aus, als könnte sie die graue Mauer vor ihr in den nächsten Stunden durchbrechen. Gestern war es ihr kurz gelungen, als ich zu fast dergleichen Uhrzeit an demselben Ort stand, wo ich mich nun wieder befand. Dort hatte sie die Weiden und Hecken um mich herum in farbenfrohes, intensives Grün getaucht und die Schwarzkehlchen, die mit der Frühlingssonne aus dem Süden zurückgekehrt waren, hervorgelockt. Doch heute war von den kleinen Singvögeln keine Spur und so lief ich weiter in Richtung eines Schilflehrpfades, von dem her ich den Gesang einiger Blaumeisen und Zilpzalpe hörte. Hier begegnete mir zunächst aber etwas Unerwartetes: Kein Vogel, sondern ein junger Rehbock lag nur wenige Meter vor mir im dichten Schilf. Seine großen, dunklen Augen schauten mich überrascht an, doch er rührte sich nicht. Aprupt hielten wir beide inne – ich vor Überraschung, er vermutlich aus Vorsicht. Eine Verletzung konnte ich nicht erkennen, und so schien es, als hätte ich ihn schlicht überrumpelt. Langsam ging ich weiter, versuchte das Tier nicht zu stressen und blieb nur kurz stehen, um ein paar schnelle Bilder zu machen. Als ich kurze Zeit später nachschaute, war der Jährling fort- leise und lautlos im Dickicht verschwunden, als wäre er nie da gewesen.

Fast ausgewachsener Jährling im Schilf


Immer noch auf dem Schilflehrpfad, aber inzwischen kurz vor einer Beobachtungshütte, entspannte ich nach dieser Begegnung ein bisschen. Wie so häufig waren die Gesänge verstummt sobald ich in Sichtweite der Vögel kam. Doch aus meinen vielen Unternehmungen in der Natur hatte ich Folgendes gelernt und immer wieder erfahren: Wenn man sich nur für ein paar Minuten (oder auch etwas länger) ruhig verhält, kehrt das Leben der Natur um einen herum langsam zurück und manchmal fühlt es sich so an, als wäre man gar nicht da oder sogar ein Teil davon. Noch war es allerdings ruhig geblieben, als ich plötzlich lautstark "angeschimpft" wurde. Ein Zaunkönig huschte nur ein paar Meter entfernt durch das dichte Schilf und hielt immer wieder inne, um seinen kräftigen Gesang anzustimmen. Zwischendurch warf er mir prüfende Blicke zu, nur um anschließend mit lautstarken Warnrufen weiter zu poltern. Trotz seiner Empörung zeigte er kaum Scheu. So nutzte ich die Gelegenheit, nahm die Kamera zur Hand und machte schnell ein paar Bilder als sich der kleine, quirlige Vogel auf einem Schilfhalm gut sichtbar für ein paar Sekunden präsentierte. Da an diesem Tag die Abendsonne nicht so wirklich durch die Wolken brechen konnte, entstand dabei ein Bild mit schönen weichen Kontrasten und einem Zaunkönig, der trotz seine kleinen Größe viele schöne Details im braunen Federkleid offenbart.


Der Zaunkönig - Klein aber oho!

Grafikquelle: NABU Deutschland


Der aktive Zaunkönig zählt zu einen meiner Lieblinge. Seine Größe von gerade einmal 9,5cm und sein Gewicht von etwa 9 Gramm machen ihn zum drittkleinsten Singvogel den wir in Deutschland haben. Von der Größe und seinem Verhalten her erinnert er häufig an eine Maus die durch das Dickicht von einem Versteck zum nächsten huscht. Der Zaunkönig mag es nämlich gerne im dichten Unterholz, wo er Deckung suchen kann und seine Nester baut. In Baumkronen oder auf freien Flächen ist er hingegen kaum anzutreffen. Das führt auch dazu, dass man ihn häufig hört bevor man ihn sieht. Trotz seiner Größe besitzt er mit bis zu 90 Dezibel einen der lautesten Gesänge unter allen Singvögeln, welcher auch das ganze Jahr über zu hören ist.

Etwas, was ich immer gerne über den Zaunkönig erzähle, ist das etwas außergewöhnlich Brutverhalten des Männchens. Während der Brutzeit baut dieses nämlich bis zu 10 Rohbauten der Kugelförmigen Nester, von denen das Weibchen eines aussuchen darf und dieses anschließend mit dem richtigen Innenleben aus Moos, Federn und Haaren auspolstert. Die Aufzucht der Jungen übernimmt nun allerdings allein das Weibchen. Und während die Zaunkönigin den Nachwuchs füttert und aufzieht, baut das Männchen bereits weitere Nester um weitere Weibchen anzulocken - kommt also seinen Pflichten als fürsorglicher Vogelpapa nur mäßig nach. Als anpassbarer Insektenfresser und Standvogel ist der kleine Vogel mit dem fast immer aufgestellten Stummelschwänzchen das ganze Jahr über in unterholzreichen Wäldern, Parks oder Gärten zu beobachten.

Ebenfalls im Schilf und in den Rieselfeldern das ganze Jahr über zu beobachten: Die Rohrammer

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